Es war der 28.09.2007 als sich an einem regnerischen Morgen die ganze Belegschaft der Firma BAUM um 8.00 Uhr am Firmengelände in Marl traf um einen Ausflug nach Isselbug zu machen, den unser Chef H.-P. Baum schon lange vorher geplant hatte. Auf der Tagesordnung stand ein Erlebnistag in einem Hochseilgarten mit anschließender Kanu- und Tandemtour.

Die ersten müden Gesichter verschwanden als der Bus um 8.30 Uhr eintraf. Nach einer kurzen Begrüßung des Busfahrers ging die ca. 45-Minuten-Fahrt schon los.

Kapitel 1 „Die Ankunft“

Endlich war es soweit. Wir sind in Isselburg angekommen! Schnell wurden alle wach gemacht, die noch die Chance genutzt haben sich im Bus auszuruhen.

Von Weitem konnte man schon die ersten Türme des Hochseilgartens sehen, die bis in den Himmel ragten.

Auf dem Platz angekommen stellte man schnell fest, dass es auch die einzigen Türme waren. Wir betraten einen ca. 2 Fußballfeld großen schlammigen Platz auf dem eine Holzhütte stand, die als Büro diente. Dahinter deponiert war ein nicht sehr gemütliches DIXI Klo, auf das sich nur wenige wagten. Auch die Hochseilkletteranlage sah auf einmal sehr mickrig und einfach aus. Die zuvor fröhlichen Gesichter der Mitarbeiter wurden auf einmal wieder schnell bleich wie um 8.00 Uhr morgens in Marl. Nach kurzer Wartezeit wurde dann auch schon die erste Gruppe mit Freiwilligen bedient und mit Kletter-Equipment ausgestattet.

„Naja“ dachten wir uns und machten das Beste daraus.

Kapitel 2 „Die Hochseilfestung“

Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung wurden wir als 2er Team auf die erste Etage gelassen. Oben angekommen wurden auch die schnell leichenblaß, die vorher meinten: „No Problem“. Aber 8 Meter sind erst dann hoch, wenn man oben angekommen ist. Schon die ersten 4 Etappen stellten sich schon als eine große Herausforderung heraus wobei Teamarbeit gefragt war. Es wurde immer wackliger und kräfteraubender, aber ans Aufgeben hat keiner von den mutigen Kriegern gedacht (wie denn auch, wenn die ganze Belegschaft zuguckt und man nicht als Angsthase da stehen wollte). Nach ca. 1,5 Stunden, 3 Blasen an den Händen, mit einem Puls von 180 und mehr als naßgeschwitzten Klamotten waren wir endlich an der letzten Etappe angekommen und dachen: „Wir sind die Größten!!!“, bis der Tourleiter uns etwas von einer 2. Etage weisgemacht hatte.

Die Blicke gingen hoch in den Himmel. Und da war Sie. Die 2. Etage auf 12 Metern Höhe. Ganz schnell waren wir doch nicht mehr die Größten und überlegten uns 2 Mal, ob wir uns wirklich trauen sollten unser wertvolles Leben in ganzen 12 Metern Höhe einem seidenen Faden anzuvertrauen. Ein kurzer Blick in die Tiefe, wo man schnell den Chef sichtete und merkte, dass sein Blick auf uns Krieger gerichtet war, und uns wurde sofort klar, dass wir eine Mission hatten und unseren Anführer (Chef) nicht enttäuschen konnten. Nun hieß es, über 10 rostige Metallpinne nach oben und bloß nicht nach unten sehen. Oben ankommen wurde die Luft auch schon viel dünner und das Atmen war auch nicht mehr so leicht. Aber Krieger kennen keine Furcht und stellen sich ihren Herausforderungen. Bevor es weiter ging haben wir noch die Chance genutzt die anderen Teams bei ihrem Vorgehen zu beobachten. Manche waren ohne Furcht und fühlten sich wie Indianer Jones und sprangen förmlich über die Hindernisse. Andere im Gegenteil klammerten sich an einen Holzbalken und sahen dem Tod ins Auge. Man hörte aus allen Richtungen Schreie von Mitarbeitern, die ihren Partnern Mut machen wollten oder weil einer abgeschmiert ist und einfach nur so dort abhing. Nach der kurzen Pause ging es schon weiter über Schluchten, Balancierbalken, Kletternetze und Drahtseile.

Nach 3 Stunden und einem Absturz (weil mein Partner mich hängengelassen hat) haben wir es geschafft das Monster von Hochseilgarten zu bezwingen. Die perfekte Teamarbeit war geleistet und uns konnte keiner mehr was anhaben. Plötzlich wurden wir wieder von einem Tourleiter, der in 12 Metern Höhe ohne! Sicherung auf einem dünnen morschen Balken stand, darauf aufmerksam gemacht, dass die Erde nur durch ein Sprung mit einem Seil in die Tiefe wieder erlangen werden konnte. Plötzlich waren sie wieder da, die blassen Gesichter. Aber dann dachten wir wieder an die Kriegersachen, von wegen Mut, und so und ließen wir uns doch sehr schnell das Seil auf den Rücken spannen. Es war noch eine kurze Suche nach einem Blick des blassen Gesichts von meinem Partner, der sich über eine, mir nicht bekannten Leiter, nach unten begab, bevor ich meinen Sprung in die Tiefe wagte.

„JaaaaaaaaaaHooooooo“ schrie ich und stürzte in die Tiefe wie ein lebensmüder Lemming. Als ich ausbaumelte wurden die starken Schmerzen fühlbar, die entstanden sind, als sich das Klettergeschirr in meinen Genitalbereich zog und ich dachte mir: „ganz schnell runter hier“. Natürlich habe ich mir nichts anmerken lassen, da ich ein männlicher Krieger bin. Kurz darauf kam auch schon mein Chef um mich mit der Rolltreppe zu retten. Puh, ob es noch was mit Kindern wird, weiß ich noch nicht. Naja, dann gab es noch einen kleinen Schnaps aus dem Kühlkoffer damit das kürzlich erlangte Parkinson wieder verschwand und ich wieder normal reden konnte.

Kapitel 3 „Die Kanutour“

Als wir uns mit belegten Brötchen gestärkt hatten, ging die Reise weiter zu der nahe gelegenen Issel. Ein kleiner Fluß der nicht mehr als 5 Meter breit und 1,5 Meter tief war. Am Uferrand befanden sich ca. 7 Kanus für jeweils 3 – 4 Mann, die nur mit Paddeln ausgerüstet waren. Schnell suchte ich mir die beste Besatzung aus um das Rennen zu machen, denn ans Verlieren wollte ich nicht einmal denken. Beladen mit der besten Crew der Firma Baum stießen wir also als erstes in See um genügend Vorsprung für den Sieg zu haben, denn die Boote wurden im 3 Minutentakt ins Wasser gelassen damit es kein Chaos gab.

An der Spitze meines Kanus war „Reiner“ (der auch mein Kletterpartner war) das „Paddelmonster“. Ein Berg aus Muskeln, der nur darauf wartete, seine Energie loszuwerden. Dicht gefolgt von „Thomas“ mit dem Spitznamen „Hayabusa“ (der Name spricht für sich). Das Schlußlicht als Steuermann bildete ich, was sich später zum Problem herausstellte. Nun gut, die Reise ging los. Schon nach kurzer Zeit haben wir so viel Vorsprung herausgeholt, dass wir nach hinten hin niemanden mehr gesehen haben. Dann kam er plötzlich!! Dieser Wasserfall. Ja, eine Treppe im Wasser, wo es auf einmal einen halben Meter in die Tiefe ging. Wir erinnerten uns noch wage an die Worte des Kanuvermittlers, als er kurz vorm Start sagte, dass wir ganz links durch sollten, was wir auch taten und lebensmüde in die Tiefe paddelten. Der Aufprall war so stark, dass die Spitze unseres Kanus durch das hohe Gewicht des „Paddelmonsters“ unter Wasser gedrückt wurde und schließlich eine Menge Wasser tankte bis wir nasse Füße hatten. Schnell brachen wir in Richtung Land auf um das Kanu zu leeren und das überflüssige Gewicht loszuwerden.

Diese Aktion hatte uns eine Menge Zeit gekostet, so dass wir die „Chefflotte“ (bestehend aus Chef + Familie) immer näher kommen sahen. Wir ruderten so schnell wie eine Besatzung die unter Peitschenhieben stand, aber es brachte nichts. Die 2 km/h mehr die wir dadurch schneller waren, waren auch nicht von langer Dauer und so zog wie erwartet die „Chefflotte“ an uns vorbei. Ich versuchte noch meine Besatzung mit mutmachenden Rufen wie „Rudert Ihr Hunde!“ anzuspornen, aber selbst das hatte nichts gebracht und es schien, je mehr wir uns anstrengten, um so langsamer wurden wir. Das Schicksal meinte es nicht gut mit uns. Die Algen saugten sich an unseren Kanurumpf und bremsten uns aus, dicke graue Wolken bildeten sich und die Kraft ließ immer mehr nach. Zeitgleich, nur wenige Meter weiter bei der „Chefflotte“, strahlend blauer Himmel, klares Wasser, die Rehe sprangen durchs hohe Gras und es bildete sich ein wunderschöner Regenbogen vor ihnen. Ohne jegliche Anstrengung mit nur wenigen Paddelschlägen kamen sie uns doch davon. Letztendlich machten wir noch nach 7 Kilometern, ca. 1,5 Stunden Fahrt und etlichen Schlangenlinien den 3ten Platz.

Kapitel 4 „Die Tandemtour“

Nach der anstrengenden Kanutour ging die Reise auf einem 8er und 16er Tandem fort. Auf dem 8er Tandem fand man die sogenannte „Führungsmanschaft“ wieder, überwiegend bestehend aus der Betriebsleitung. Auf dem 16er Tandem traf sich der „Pöbel“, bestehend aus den Mitarbeitern aus der Werkstatt der Firma Baum. Natürlich habe ich mir zuerst einen Platz ganz hinten gesucht wo man nicht so schnell merkte, dass man nicht mitmacht, denn ich war noch von dem Paddeln sehr geschwächt (da mußte ich doch mal die Sache mit dem Krieger und Mut usw. vergessen).

Der erste Teil der Fahrt führte zu einem nahe gelegenem Gasthof, wo wir uns als erstes eine kleine Pause gönnten und uns mit frischen Weizen stärkten. Nach ca. einer Stunde beschlossen wir weiter zu fahren. Diesmal wurde mir das Steuer des 16er Tandems anvertraut und am Steuer der 8er Tandem der Feind. Der „Ausbilder“!!. Die Tour verlief ruhig und gemütlich weiter bis uns doch wieder diese Krieger-Sache packte. Jeder wollte dem anderen vorausfahren und so lieferten wir uns schließlich wilde Verfolgungsjagten am Rande des Abgrunds durch die holländischen Vorstädte. Nach einer Menge Auffahrunfällen und 60 Minuten später, sind wir alle doch heile am Ziel angekommen. 

Wir ließen den Abend, in einem kleinen Restaurant am Wasser, mit einem reichhaltigem Essen und einer Menge Flüssigkeit langsam ausklingen.

Ergebnis

Meiner Meinung nach war der Tag in Isselburg ein voller Erfolg. Man lernte viel über seine Arbeitskollegen, man hat gelernt den Anderen zu vertrauen (egal ob beim Hochseilgarten und bei der Tandemtour), man hat herausgefunden wo seine Grenzen sind und das lustige Beisammensein genossen.

Bei der Ankunft schien es erst öde und langweilig zu werden aber das Gegenteil hat sich herausgestellt.

Danke Chef

Marco Walter